Freitag, 15. Oktober 2010

Ja Doktor, da tut es weh.

von Franzi

Arztsendungen. Diese spezielle Rubrik findet immer Zulauf, welcher nicht zuletzt – zu großen Teilen – von Östrogen geleitet ist. Das Ideal schöner mächtiger Menschen, die in weißen Kitteln durch Flure geistern und eine Antwort auf medizinische Probleme haben.
Ich wage zu behaupten, dass viele männliche Fernsehliebhaber immer einen großen Bogen um derlei Thematik gemacht haben, denn es ist nicht nur das Leben retten und Menschen aufschneiden, was im Mittelpunkt steht. Nicht jeder dieser Charaktere ist eine Christina Yang („Grey’s Anatomy“).
Delikate Affären, Geschlechtskrankheiten und beinahe lächerlich oft wechselnde Sexpartner fallen deutlich stärker ins Auge. Oft gleichen die Schauplätze großen Inzestpartys: Jeder mit Jedem und bei Langeweile wird getauscht. An sich klingt das auch für Männer sehr ansprechend oder? Weit gefehlt! Denn keine Trennung läuft ohne eine großes Trara … oder Tränen… oder einen Mordanschlag, um die Sache zu überspitzen. Niemand würde sich mehr trauen mit seiner Freundin via SMS Schluss zu machen. Aus diesem Grund wird Pro7 Mittwochs Abends demonstrativ verweigert!
Derzeitiger Vorreiter ist ohne Frage „Grey’s Anatomy“ (6. Staffelfinale, Mittwoch, den 06.10.2010). Die Serie von Shonda Rhimes – die auch für das Entstehen von „Private Practice“ verantwortlich ist - spielt in Seattle und zeichnet sich vor allem durch ihren morbiden Humor aus, setzt aber neben Tragik und Schock, auch auf den Witz der Situation. Nicht Grundlos hält sich dieses, wenn man es so bezeichnen mag, TV-Highlight seit nun mehr sechs Jahren. Denn es ist nun einmal so, dass die Menschen tatsächlich so gestört sind, wie die dargestellten Charaktere. In der letzten Folge dieser Staffel schufen die Autoren eine Geschichte, die unter die Haut ging. Wir alle kennen den Amoklauf in Schulen oder in über 1000m Höhe. Hier hatten wir einen trauernden Witwer, der diejenigen beseitigen wollte, von denen er dachte sie hätten seine Frau getötet. Ob er das schafft? Nun, seht es euch selbst an.

Private Practice“ (PP), das ich bereits erwähnte, sollte ursprünglich das positive Gegenstück zur „Düsternis“ spielen. Statt im regnerischen Seattle, sind wir nun in L.A. Punkt eins passt! An Stelle von Meredith Grey, die unter Verlust- und Bindungsängsten leidet und schon mehrmals knapp dem Tod entgangen ist – aus eignem Verschulden oder nicht -, tritt nun Addison Forbes Montgomery in den Mittelpunkt. Sie ist die Exfrau von Derek Shepard, der nunmehr seit der sechsten Staffel mit Meredith verheiratet ist, und ihretwegen seine Exfrau verlassen hat. Davor jedoch ist zu sagen, dass er sie schon einmal verlassen hat, weil Addison mit seinem besten Freund ins Bett gegangen ist. Blickt noch jemand durch? Nein? Gut! Im Großen und Ganzen hängen die Serien weitestgehend zusammen. Was aber nicht heißt, dass PP das Yang zum Ying ist. Denn eine Frau, die zweimal hintereinander von ihrem Ehemann verlassen wird und mit der neuen Geliebten arbeiten musste, kann nicht wirklich glücklich sein. Sie will nur fliehen. Und damit hinkt Punkt zwei, in Sachen „happiness“, ganz gewaltig! Denn spätestens mit der dritten Staffel PP ist es zu bemerken… das Düstere. Babys werden mit verrückten MacGyver-Opperationen aus Müttern herausgeschnitten, Kinder werden abgeschoben, es kommt zu Verdrängungssex und Todesfällen in der Belegschaft. Das ist doch nicht normal!
Durch die beiden vorher genannten, wurde wohl für viele die Lücke gefüllt, die einst (also 2009) „Emergency Room“ hinterlassen hat. Nach langen und auch manchmal zähen fünfzehn Staffeln – man höre und staune – fand die Serien so ein Ende wie sie begonnen hatte: Mit einer Sirene. Doch die ersten sechs Staffeln standen auch in einem Zeichen, das wohl jeder kennt. George Clooney! Länger hat es ihn jedoch nicht am Set gehalten. Im Allgemeinen ist es auch so, dass kein Darsteller alle fünfzehn Staffeln durchgezogen hat. Dennoch, sie tauchen immer wieder auf. Vielleicht gibt es noch eine 16. Staffel… vor Überraschungen ist niemand gefeit!

Mit „Scrubs“, so glaube ich, erfuhr das Genre Arztsendung eine Wende. Zumindest für eine kurze Zeit. Zwar wird hier von den Affären nicht wirklich Abstand genommen, ABER (!!!) die ganze Sache wird nicht mit einem so immensen Ernst betrachtet, wie gewöhnlich. Wie auch sonst, die Figuren haben einen Knacks! Doch sie tanzen und singen dabei und sehen Fatahmorganas. Wobei hier der Zweifler wieder einwenden würde: Na ja, vielleicht können sie nur so den Stress bewältigen. Möglicherweise… egal, das Zuschauen macht Spaß!
Nun es gibt auch hier einen gewissen Kritikpunkt, denn die neunte und damit letzte Staffel der Erfolgsserie wird in einer weitläufig veränderten Charakterkonstellation und Darstelleraufstellung daher kommen. Ob das so gut ankommt, ist mehr als fraglich.
Daneben hat sicher auch Hugh Laurie als „Dr. House“ dazu beigetragen, dass sich der Geist über Arztserien ein wenig gewandelt hat. So wie er, scheinbar manchmal geistig ein wenig zerrüttet, humpelnd daherkommt und sich gegenüber seinen „Untergebenen“ als Yoda gibt, kann man ihn nur lieben.

Sicher, wirkliche Chirurgen und Ärzte sehen solche Dinge nicht gern, aber was weiß der Normalkonsument schon? Immerhin wollen wir auf dieser Grundlage den Halbgöttern in weiß nicht nacheifern.

Ich liebe es und in diesem Sinne…

Bis zum nächsten Mal.




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