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Der ein oder andere Hobbyschreiberling wird wissen von was ich rede: man findet sie auf kleinen Post-It Kolonien an der Schreibtischlampe, auf losen, wilden, einzeln umherstreifenden karierten DinA4 Blättern in der untersten Schreibtischschublade, in kleinen Heften, auf zugekritzelten Ringbuchblöcken mit Zeichnungen, die den Höhlenmalereien von Lascaux in keiner Hinsicht nachstehen, in unzähligen Dateien verteilt auf der Computerfestplatte mit kreativen Namen wie „Der graue Tag 1.3“ oder „Mampfmampf“. Erkannt was das ist? Nein? Ich rede von Geschichten. Von Buchanfängen und Gedichten, Essays und ähnlich kreativem, höchst wertvollem Unsinn. Diese kleinen Biester führen ein höchst seltsames Eigenleben: einst mit höchstem Enthusiasmus verfasst, dann auf Grund von kreativen Differenzen weggelegt, frei nach der Annahme „wenn man guten Wein durch längeres Lagern bekommt, klappt das auch mit Geschreibsel“ und mit der Feststellung „was nie gut war, wird durch rumgammeln auch nicht besser“ wieder entdeckt. Doch zum Wegschmeißen eines dieser kleinen Monster bin ich noch nie gekommen. Irgendwie repräsentieren sie mich in meinem Kreativprozess in dem ich immer noch mittendrin stecke. Der Stil verändert sich, mit dem was man ließt, mit dem Wissen, dass man sich angeeignet hat. Geschichten sind so etwas wie Jahresringe bei einem Baum, an denen man den Fortschritt ablesen kann und, so sehr ich das Modell des Hermeneutischen Zirkels hasse, muss ich doch sagen, dass genau das passiert: je mehr man lernt, desto größer wird der Horizont, desto mehr verändert sich der Winkel der Betrachtung von Dingen in unserer Umgebung und unsere Wahrnehmung. Zum Beispiel eben unsere lustig-heiteren Literarischen Ergüsse, die wir ganz toll fanden als wir vierzehn waren. Ich war eine kleine Hermine Hesse ohne jemals ein Buch des Trauerkloßes gelesen zu haben. Ich habe deshalb noch nie einen meiner Schreibversuche weggeworfen1, weil ich glaube, dass Geschichten sich vermehren wie Pantoffeltierchen. Aus sich selbst heraus teilen sie sich in immer neue Ideen und Geschichtchen und zwar ganz in Darwins Sinne. „Survival of the Fittest“ nennt man das. Nur die Harten komm'n in Garten. Oder irgendwann, in ferner Zukunft, zum Verleger. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Das Buch, an dem ich aktuell schreibe, hat es erst bis Seite 60 geschafft und befindet sich gerade in der Generalüberholungsphase. Nein, zufrieden sein ist nicht mein Stil.
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Mein Buch treibt mich in den Wahnsinn. Vielleicht hätte ich meine Charaktere weniger clever und zickig anlegen sollen, so dass sie mich nicht in einem fort verarschen.
Sollte mich einer suchen, ich bin dann mal zum fünf Uhr Tee in der Kafka'schen Literaturgruppe in Klingenmünster (diese weißen Jacken, die die da haben sind wirklich ungemein kuschelig).
1Man könnte es auch Narzissmus nennen, aber wenn man seine Fehler öfters mal vor Augen hat, kann man besser aus ihnen lernen.
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