Donnerstag, 18. November 2010

Das Schreiben eines Buches oder: Wie man dazu kommt, dass man sich gerne selbst verprügeln würde.

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Der ein oder andere Hobbyschreiberling wird wissen von was ich rede: man findet sie auf kleinen Post-It Kolonien an der Schreibtischlampe, auf losen, wilden, einzeln umherstreifenden karierten DinA4 Blättern in der untersten Schreibtischschublade, in kleinen Heften, auf zugekritzelten Ringbuchblöcken mit Zeichnungen, die den Höhlenmalereien von Lascaux in keiner Hinsicht nachstehen, in unzähligen Dateien verteilt auf der Computerfestplatte mit kreativen Namen wie „Der graue Tag 1.3“ oder „Mampfmampf“. Erkannt was das ist? Nein? Ich rede von Geschichten. Von Buchanfängen und Gedichten, Essays und ähnlich kreativem, höchst wertvollem Unsinn. Diese kleinen Biester führen ein höchst seltsames Eigenleben: einst mit höchstem Enthusiasmus verfasst, dann auf Grund von kreativen Differenzen weggelegt, frei nach der Annahme „wenn man guten Wein durch längeres Lagern bekommt, klappt das auch mit Geschreibsel“ und mit der Feststellung „was nie gut war, wird durch rumgammeln auch nicht besser“ wieder entdeckt. Doch zum Wegschmeißen eines dieser kleinen Monster bin ich noch nie gekommen. Irgendwie repräsentieren sie mich in meinem Kreativprozess in dem ich immer noch mittendrin stecke. Der Stil verändert sich, mit dem was man ließt, mit dem Wissen, dass man sich angeeignet hat. Geschichten sind so etwas wie Jahresringe bei einem Baum, an denen man den Fortschritt ablesen kann und, so sehr ich das Modell des Hermeneutischen Zirkels hasse, muss ich doch sagen, dass genau das passiert: je mehr man lernt, desto größer wird der Horizont, desto mehr verändert sich der Winkel der Betrachtung von Dingen in unserer Umgebung und unsere Wahrnehmung. Zum Beispiel eben unsere lustig-heiteren Literarischen Ergüsse, die wir ganz toll fanden als wir vierzehn waren. Ich war eine kleine Hermine Hesse ohne jemals ein Buch des Trauerkloßes gelesen zu haben. Ich habe deshalb noch nie einen meiner Schreibversuche weggeworfen1, weil ich glaube, dass Geschichten sich vermehren wie Pantoffeltierchen. Aus sich selbst heraus teilen sie sich in immer neue Ideen und Geschichtchen und zwar ganz in Darwins Sinne. „Survival of the Fittest“ nennt man das. Nur die Harten komm'n in Garten. Oder irgendwann, in ferner Zukunft, zum Verleger. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Das Buch, an dem ich aktuell schreibe, hat es erst bis Seite 60 geschafft und befindet sich gerade in der Generalüberholungsphase. Nein, zufrieden sein ist nicht mein Stil.
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Mein Buch treibt mich in den Wahnsinn. Vielleicht hätte ich meine Charaktere weniger clever und zickig anlegen sollen, so dass sie mich nicht in einem fort verarschen.
Sollte mich einer suchen, ich bin dann mal zum fünf Uhr Tee in der Kafka'schen Literaturgruppe in Klingenmünster (diese weißen Jacken, die die da haben sind wirklich ungemein kuschelig).

1Man könnte es auch Narzissmus nennen, aber wenn man seine Fehler öfters mal vor Augen hat, kann man besser aus ihnen lernen.

Buchtipps Teil ll

1) Bernhard Cornwell - Das letzte Königreich

Das erste von fünf Büchern über die Geschichte Englands im 9. Jahrhundert. Es handelt von der Invasion der Dänen in England und die darauf folgenden Kriege, erzählt aus der Sicht des jungen englischen Grafensohn Uthred, der bei den Invasoren aufwächst. Sehr interessant, wenn man sich denn für Geschichte interessiert.
(Rohwolt Verlag)


2) Terry Pratchett – The amazing Maurice and his educated Rodents

Ein wundervolles Kinderbuch vom – wie ich finde – besten Humoristen der Gegenwart. Wem das englische Original zu anspruchsvoll ist, kann auch zur sehr gelungenen deutschen Übersetzung greifen. Allgemein ist zu sagen, dass das Buch überaus kurzweilig ist und mit seinem geistreichen Witz auch erwachsene Leser anspricht.
(Goldmann/Manhattan)












3) Hermann Hesse – Narziß und Goldmund

Wer gerne etwas anspruchsvolles mit wunderbarer sprachlicher Gestaltung lesen möchte, ist mit Hesse immer gut bedient. Mein Lieblingsbuch von Hesse ist jedoch Narziß und Goldmund, vermutlich weil er nicht vollständig in rhetorischer Tristesse versinkt.
(Suhrkamp)

Donnerstag, 11. November 2010

R.E.D – Retired Extremely Dangerous

von Franzi

Ein neuer Kassenschlager ist geboren! Wer auch immer behauptet, im Alter sei alles vorbei, sollte dringend mal wieder ins Kino gehen!


Was stellen wir uns unter einer fast typischen - Hollywood geprägten – Storyline vor, wenn das Schlagwort „Geheimdienst“ fällt? Der erste Gedanke ist eine Verschwörung gegen einen internen Mitarbeiter des Secret Service, CIA, FBI oder was sonst noch kräucht und fleucht. Vollkommen logisch.
Aber, wenn ich dazu noch „DC Comics“ sagen würde? Eine Größe des amerikanischen Medienmarkts, die Batman, Superman, Green Lantern und Teen Titans hervorgebracht hat. Neugier geweckt?
Die Rechte zum Filmdreh „R.E.D“, der inspiriert und benannt ist nach dem gleichnamigen Comic von Cully Hamner und Warren Ellis, wurden von Summit Entertainment erworben. (Ja, ich weiß, dass die auch für die Stephanie Meyer- Unfälle verantwortlich sind.) Diese holten sich wiederum den Regisseur von „Flightplan“, Robert Schwentke, ins Boot, der den Film nach den Drehbuchautoren von „Whiteout“ inszenierte.

Der Film glänzt nicht nur mit Darstellern wie Bruce Willis („The Sixth Sense“, „Unbreakable“ und „Lucky Number Slevin“), Hellen Mirren („Pride“ und „The Queen“), Karl Urban (einer jeder kennt ihn aus „Der Herr der Ringe“ als Éomer) und – das Sahnehäubchen – Morgan Freeman („Se7en“, „Deep Impact“, „Batman Begins“, „Batman – The Dark Knight“, „Wanted“ und ebenfalls „Lucky Number Slevin“), sondern auch mit eindruckvollen Szenen á la alles geht in Luft. Von wegen Pension! Denn der allseits geliebte Bruce spielt einen CIA Agenten Mitte fünfzig, Frank Moses. Dieser ist in seine Sachbearbeiterin der Pensionskasse verliebt, Sarah, welche er unter dem Vorwand, seine Checks würden nicht ankommen, jeden Tag anruft.
Alles schick, bis ein unbekannter Bösewicht den guten Frank kaltstellen möchte. Doch von Artrose oder Rheuma keine Spur!

Trotz dessen, dass „R.E.D“ den Eindruck eines klassischen Action Streifens erweckt, ist ausreichend für die Anspannung der Lachmuskulatur gesorgt. Dafür verantwortlich jedoch sicht nicht nur, der trockene Humor der Hellen Mirren und Bruce Willis, sondern vor allem Brian Cox und John Malkovich. Ersteren kennt man aus „X-Men 2“ als William Stryker oder „Troja“ (Agamemnon). Hier spielt er einen Wodka liebenden Russen, der die Ruhe einfach weg hat.
John Malkovich („Burn after Reading“, „Beowulf“ und “Art School Confidental”) ist als Marvin Boggs einfach nur durchgeknallt! Und genau das macht ihn zum liebenswertesten Charakter des gesamten Films.

Ich würde euch gern mehr verraten, aber dann würde ich das Schönste vorwegnehmen. Alles was ich sagen kann ist: Schwein. Und jetzt denkt da mal drüber nach.

In diesem Sinne, ab mit euch ins Kino und bis zum nächsten Mal.